Spiel oder Mobbing?

Spielende Hunde

Wer Hunde auf Freilaufflächen beobachtet, kennt Szenen wie diese: Zwei Hunden rennen miteinander, balgen sich mit weit aufgerissenen Mäulern und geben Laute von sich, bei denen uns der Atem stockt. Vielleicht kommt noch ein dritter Hund dazu und plötzlich entsteht eine Hetzjagd, bei der ein einzelner Hund von den anderen attackiert wird. Harmloses Spiel entwickelt sich zum Mobbing. Wie erkennen wir die Anzeichen? Müssen wir im letzteren Fall eingreifen oder regeln Hunde das untereinander? Diesen Fragen geht der folgende Beitrag nach.

Hunde können andere Artgenossen mobben, daran gibt es keinen Zweifel. Zunächst ist daher wichtig, normales Spielverhalten vom Mobbing zu unterscheiden.

Merkmale eines Spiels:

  • Es gibt weder Gewinner noch Verlierer. Die Rollen von „Jäger“ und „Gejagtem“ wechseln ständig.
  • Ein größerer und schwererer Hund macht sich klein, rollt sich vielleicht auf den Rücken und spielt zwischendurch den unterlegenen Spielpartner.
  • Spielende Hunde zeigen „Mimik- und Gestikübertreibungen“ (z.B. Blecken der Zähne, aufgerissenes Maul, usw.) kombiniert mit typischen Spiellauten und übertriebene, sich wiederholende Bewegungsabläufe.
  • Körperhaltung und Atmosphäre sind während des gesamten Spieles entspannt und locker.
  • Ein Spiel findet immer nur zwischen zwei Hunden statt. Mischt sich ein dritter Hund ein, kann die Situation in Richtung Aggression oder Mobbing kippen.

Mobbing:

Es sind in der Regel die jungen oder unsicheren Hunde, die zum Mobbingopfer werden. Der „Täter“ kann durchaus ein Hund sein, der selbst unsicher ist, einen noch unsicheren Hund entdeckt hat und sein „Selbstwertgefühl“ pushen möchte. Mit normalen „Unterordnungsdiskussionen“ hat Mobbing nichts zu tun, denn hier ist von Beginn an klar, wer der Stärkere ist. Es gibt Hunde, die gelegentlich beim Mobben mitmischen und Hunde, die das Mobbing initiieren und ggf. auch ins Spiel zwei friedlich miteinander tobender Artgenossen eingreifen. Wenn einer der letzteren entsprechende Kollegen gefunden und zum Mitmachen motiviert hat, spricht man von einer Meuteaggression gegen einen einzigen unsicheren Hund. Hier sollte der Besitzer des mobbenden Hundes oder der mobbenden Hunde schnell und konsequent eingreifen und das Geschehen unterbinden. Ansonsten lernen mobbende Hunde, dies wieder zu tun, weil es keine Konsequenzen für sie hat. Wenn einem unsicheren Hund ein solcher Angriff häufiger passiert, kann das zu Angst und dauerhaft verstörtem Verhalten führen. Der gemobbte Hund muss den Schutz seines Besitzers erfahren, um keinen Vertrauensverlust zu erleiden.

Aber woran erkennt man Mobbing?

Zunächst einmal zeigt der gemobbte Hund deutliche Signale durch seine Körpersprache:

  • Eingezogene Rute
  • Angelegte Ohren
  • Geduckte Körperhaltung
  • Panischer bzw. ängstlicher Blick
  • Stresssymptome

Schon wenn ein Hund häufig einen anderen Hund fixiert, immer wieder zu ihm hinrennt und ihn immer wieder durch „Imponierverhalten“ unterwerfen will, liegt Mobbing vor. Um eine Rangordnung zu klären, würde ein Hund, der nicht mobbt, dieses Imponierverhalten nicht wiederholt zeigen. Die Eskalation kann über Imponieren und Drohen zur Aggression und zur Beißattacke führen.

Hier einige Beispiele körpersprachlicher Möglichkeiten von Hunden:

Imponierverhalten: sich groß machen, steifbeinig gehen, Rute hoch aufstellen, abdrängen, Kopf oder Pfote auf den Nacken auflegen, usw.

Drohen: starres Fixieren, Fell sträuben, Knurren mit geschlossenem Maul, über dem anderen Hund stehen, usw.

Aggression: leichtes Beißen, oft auch „neben“ den anderen Hund mit Lautäußerungen und Drohen bis hin zum ernsthaften, lautlosen Kampf mit gezielten, verletzenden Bissen

Ist mein Hund immer wieder der initiierende „Täter“ oder ein „Mitläufer“, bin ich also verpflichtet, einzugreifen und das Geschehen zu unterbinden. Manchmal hilft schon eine ordentliche „Wasserdusche“, um die Schrecksekunde zu nutzen und beteiligte Hunde aus der Situation herauszuholen. Ein sogenannter „Initialmobber“ muss lernen, mit Artgenossen sozial umzugehen. Wird er grundsätzlich von anderen Hunden komplett ferngehalten, wird er nie gewünschtes Verhalten zeigen und die Situation kann auch in seinem Sinn nicht friedlich gelöst werden. Das vorübergehende Tragen eines Maulkorbes und entsprechendes Training ggf. mit Expertenhilfe ist unbedingt angezeigt.

Immer ist es die Körpersprache unserer Hunde, die wir lesen lernen müssen, um Hundebegegnungen richtig einschätzen und im passenden Moment korrekt reagieren zu können. „Kennst Du den Satz „Die klären das unter sich auch?“ Das mag bei Hunden gelten, die sich kennen und in einem sozialen Gefüge miteinander leben. Fremde Hunde klären es aber nicht unbedingt unter sich. Im schlimmsten Fall kann es sogar zu schweren Verletzungen und Todesfolge kommen. Wir vergessen viel zu oft, dass wir keine Kuscheltiere haben, sondern es sich hierbei nach wie vor um Raubtiere handelt, auch wenn es sich um domestizierte Raubtiere handelt.“ (Zitat: pfoten.net)

Foto: privat

https://www.vergleichen-und-sparen.de/hundeversicherung/hunderatgeber/mobbing-unter-hunden/

https://www.vier-pfoten.at/unsere-geschichten/publikationen/mobbing-unter-hunden

https://annebucher.com/blog/mobbing-auf-der-hundewiese

https://pfoten.net/hundealltag/mobbing-unter-hunden-7-tipps/



14 September 2025