"Kontaktbörse Hund"

Hundehalterinnen im Gespräch

Haustiere sind aus dem Leben vieler Menschen nicht wegzudenken. Das Zusammenleben z.B. mit Hunden fördert bekanntermaßen nicht nur unsere körperliche und psychische Gesundheit, sondern hat auch Auswirkungen auf unser soziales Umfeld. Hunde können im Kontakt mit anderen Menschen oder mit der Natur als „Brückenbauer“ dienen. Wie lässt sich dies erklären? Hunde können die Kontaktaufnahme zu unseren Mitmenschen erleichtern. Als Hundebesitzer wird man öfter von anderen Hundehaltern oder auch Personen ohne Hund freundlich angesprochen. Die Wissenschaft spricht in diesem Fall davon, dass Hunde als „soziale Katalysatoren“ fungieren. In einem Artikel des Dresdener Universitätsjournals vom 4.10.2022 heißt es:

„Dieser vierbeinige Begleiter hat einfach ein erstaunliches Potenzial: Er wirkt in Anspannungssituationen als Stresspuffer und spendet Trost. Dabei wertet er nicht. Der Hund nimmt jeden so an, wie er ist“. Das meint der emeritierte Professor der Technischen Universität Dresden Frank Nestmann, selbst Hundebesitzer und Mitglied der Forschungsgruppe „Mensch-Tier-Beziehung“. Zudem wirke das Tier als sozialer Katalysator: „Wer einen Hund besitzt, hat mehr zwischenmenschliche Kontakte und wird öfter angesprochen.“ Ein Hund fördert also menschliche Kontakte.

Die Verantwortung für ein Tier, speziell einen Hund, hilft auch Personen mit zurückgezogener Lebensweise oder älteren Menschen, den Tag zu strukturieren, z.B. durch feste Zeiten für Spaziergänge und Futtergaben. Die Anwesenheit von Haustieren hilft außerdem Personen, die sich einsam fühlen. Tiere schaffen eine Atmosphäre, in der sich die Halter gebraucht fühlen, weil sie durch das Tier eine Aufgabe haben. Haustiere schenken uns Aufmerksamkeit, Gesellschaft und kompromisslose Zuneigung. Andererseits verhilft jeder, der ein Haustier adoptiert, diesem Tier zu einem guten und sicheren Ort für sein Leben. Ein Haustier verantwortungsbewusst zu halten ist also eine „Win-Win-Situation“ für Mensch und Tier.

Über die verbindende Hundehaltung lernen sich Menschen aus völlig verschiedenen Lebensbereichen kennen. Es gibt ein gemeinsames Thema, über das man sich austauscht. Man spricht über Probleme, gibt Ratschläge und teilt Erfahrungen. Solche Treffen auf „Hunderunden“ sind oft zunächst zufällig, finden dann jedoch oft regelmäßig statt, wenn man auf derselben Route unterwegs ist und wenn die Vierbeiner sich ebenfalls verstehen. Auch durch den Besuch der Hundeschule oder durch ehrenamtliche Tätigkeiten in Tierheimen oder Tierschutzorganisationen lassen sich zwischenmenschliche Verbindungen knüpfen, die durch den „Brückenbauer Hund“ entstehen können und das eigene soziale Umfeld bereichern. Dies stellen auch wir auf dem Hintergrund unserer langjährigen Tierschutzarbeit immer wieder fest.

Unsere Mitgliederversammlungen, zu denen jedes Mitglied herzlich willkommen ist, bilden stets auch den Rahmen für ein harmonisches Zusammensein, nette Gespräche und gemeinsame Hundespaziergänge.

Auch zu Hause verabredet man sich vielleicht auf der Hunderunde zu gemeinsamen Spaziergängen mit anderen Hundebesitzern und stellt fest, dass man neben der Hundehaltung auch weitere Interessen teilt. So können menschliche Freundschaften entstehen. Menschen, die Hunde halten, finden zusätzlich auf digitalem Wege auf den unterschiedlichsten Plattformen und in Foren zusammen. Wenn gewünscht, ist eine Vernetzung mit Gleichgesinnten aus der ganzen Welt möglich.

Es überrascht also nicht, dass es in einem Beitrag zu einer tiergestützten Therapiearbeit heißt:

„Sie (die Tiere) erleichtern und ermöglichen den sozialen Austausch mit anderen Menschen und scheinen Kontakt, Vertrauen und Gespräche zwischen sich fremden Personen zu ermöglichen, die ohne das anwesende Tier nicht in diesem Maß zustande gekommen wären.“ (Quelle: tiergestützte-kjp-badharzburg.de)

Hunde bauen für uns auch wieder eine Brücke zur Natur. Mit Hunden an der Seite erkunden wir Grünanlagen, Parks, Wälder und einsame Landschaften. Wir finden Ruhe, der Blick für die Umgebung wird geschärft und Natur wird intensiver erlebt. Beobachtet man, wie der eigene Hund sich aufgrund seines Instinktes oder aus purer Lebensfreude in der Natur bewegt und interessante Gerüche auswittert, erlebt man dies aus menschlicher Perspektive mit. Wir spüren, ausgelöst durch die Bindung zu unserem Hund, unsere Zugehörigkeit zur Natur. Vielleicht erkennen wir dadurch auch, dass wir mehr Verantwortung für den Schutz unserer Umwelt übernehmen sollten.

Auch erhalten wir durch ein Haustier die Chance, unsere Wahrnehmung zu verfeinern und dies in positiver Weise auf unseren Umgang mit anderen Menschen zu übertragen. Indem wir auf die Bedürfnisse unseres Tieres achten, für dessen Leben wir bis zu seinem Ende die Verantwortung tragen, schulen wir unser Einfühlungsvermögen in ein anderes Lebewesen genauso wie unsere Hilfsbereitschaft. Wir erkennen eine Seite in uns, die uns eventuell nicht mehr bewusst war. Damit lassen wir in diesen Zeiten, die verstärkt durch Ellenbogenmentalität und Egoismus geprägt sind, vielleicht auch wieder zu, anderen gegenüber Empathie zu zeigen und mehr Verständnis für ihre Lebenssituation aufzubringen.

Ein Erklärungsversuch für die Funktion, die ein Hund im Sozialleben von uns Menschen einnehmen kann, basiert auf der Entwicklung des domestizierten Hundes vom Jagdgefährten zum Familienmitglied. Der Hund gleicht uns Menschen in seinem Verhalten mehr als andere Haustiere. Wölfe, Haushunde und Menschen leben nach ähnlichen sozialen Regeln, die das Zusammenleben als Rudel bzw. Familie ermöglichen. Beispiele sind Anteilnahme am Verhalten des anderen und Begrüßungsrituale. Der Hund hat im Zusammenleben mit uns Menschen eine Sonderstellung errungen, die menschlichen Beziehungen gleicht.

In der sozialen Interaktion sind uns Hunde sogar in mindestens einem Punkt überlegen: Hunde können nicht lügen! Sie signalisieren immer authentisch und ehrlich, ob sie sich freuen, ob sie aufgeregt oder ängstlich sind oder ob sie ihre Ruhe haben möchten. Hundehalter erfahren die vorbehaltlose Liebe ihres Vierbeiners und verstehen ihn oft „ohne Worte“.

Das alles macht den Hund zu einem verlässlichen Lebenspartner, der mit seinem Menschen „durch dick und dünn geht“. Vielleicht haben Hunde in unserer Gesellschaft auch aufgrund dieser Eigenschaften den Status eines „Brückenbauers“ errungen, der Sozialkontakte initiieren, uns insgesamt sensibilisieren kann und uns die Natur neu erleben lässt.

Die „Kontaktbörse Hund“ agiert damit für uns Menschen durchweg „gewinnorientiert“, indem sie unserem Leben sehr viele bereichernde Momente und Empfindungen schenkt.


Quellen und Links:

https://www.hawk.de/sites/default/files/2021-01/wissenschaftliches_plakat_alexandrashirly.pdf

https://tu-dresden.de/tu-dresden/newsportal/universitaetsjournal/artikel-uj/der-hund-nimmt-jeden-menschen-so-wie-er-ist

https://www.derhund.de/die-soziale-seite-des-hundehaltens/

Foto: privat

8 September 2024