Immer der Nase nach
Immer der Nase nach
Hunde besitzen Supernasen, das ist allgemein bekannt. Doch warum sind sie uns Menschen in Bezug auf dieses Sinnesorgan so weit überlegen? Wie nutzen wir diese Fähigkeit für unser Zusammenleben mit ihnen und was bedeutet sie für uns als Hundebesitzer?
Hunde gehören zu den Makrosmatikern (griechisch für „Großriecher“): Sie sind echte Nasentiere und nehmen ihre Umwelt überwiegend durch Schnüffeln und Riechen wahr. Die Hundenase ist ganz anders aufgebaut als die des Menschen. Sie hat eine großflächige Riechschleimhaut, die je nach Rasse und Größe des Hundes bis zu 15 Mal (Deutscher Schäferhund) größer als unsere menschliche sein kann – mit bis zu 250 Millionen Riechzellen (beim Bloodhound sogar 300 Millionen). Besonders die Langnasen unter den Hunden sind wahre „Riechprofis“. Kein Wunder also, dass wir Menschen mit maximal zehn Millionen Riechzellen zu den Mikrosmatikern (griechisch für „Kleinriecher“) gehören. Wir nehmen unsere Umwelt vorrangig über unseren Sehsinn wahr.
Außerdem nutzen Hunde eine spezielle „Schnüffeltechnik“. Sie können bis zu 300 Mal in der Minute ein- und ausatmen. Ein gesunder Erwachsener schafft bei starker Anstrengung maximal 60 Atemzüge. Dabei zieht der Hund durch die Seitenschlitze der Nase zusätzliche Luft und Duftstoffe ein, die im Nasenraum verwirbelt werden.
Amerikanische Forscher von der Pennsylvania State University fanden heraus, dass der Nasenschleim bei Hunden eine besondere Rolle spielt. Hunde sind demnach mit Hilfe ihres Nasenschleims in der Lage, unterschiedliche Duftstoffe auf ihrem Weg zu den Riechzellen vorab zu sortieren und sie zeitlich und örtlich getrennt auf die Riechzellen treffen zu lassen. So können sie feinste Duftnuancen unterscheiden.
Diese Informationen werden an das Riechzentrum im Hundegehirn weitergeleitet, das besonders ausgeprägt ist. Dort werden pro Minute bis zu 15.000 unterschiedliche Geruchsbilder ausgewertet. Wir Menschen kommen nur auf vier pro Minute.
Darüber hinaus sind Hunde in der Lage, „stereo“ zu riechen. Das bedeutet, sie können zwei Gerüche zur selben Zeit wahrnehmen, denn ihre beiden Nasenlöcher funktionieren unabhängig voneinander. Hunde können demnach auch unterscheiden, ob der Geruch von rechts oder von links kommt. Das hängt davon ab, von welcher Seite der Geruch zuerst auf die Hundenase trifft. Wir Menschen besitzen diese Fähigkeiten nicht, wir riechen „mono“.
Das Riechareal im Hundegehirn ist im Vergleich zu dem im menschlichen Gehirn riesig: Es macht zehn Prozent des Hundehirns aus (nur ein Prozent beim Menschen).
Zu alledem besitzen Hunde hinter den Schneidezähnen im Gaumen noch ein besonderes Organ, das das Riechen unterstützt und als „Jacobsonsches Organ“ bezeichnet wird. Gaumen und Nase sind über eine kleine Öffnung miteinander verbunden. Damit kann ein Hund über die Zunge Stoffe aufnehmen und direkt zu den Riechzellen transportieren. Geschmack wird auf diese Weise umgehend in Geruch umgewandelt.
Durch seinen ausgeprägten Geruchssinn offenbart sich dem Hund eine Geruchswelt, die wir Menschen noch nicht einmal erahnen können, die wir uns aber auf vielfältige Art und Weise zunutze machen.
Speziell ausgebildete Hunde sind mit ihren Supernasen für den Menschen in vielen unterschiedlichen Bereichen im Einsatz:
- als Sprengstoffspürhunde,
- als Suchtmittelspürhunde,
- als Mantrailer (Personensuche),
- als Leichenspürhunde,
- als Bargeldspürhunde,
- als Datenträgerspürhunde,
- als Spürhunde zum Aufspüren schädlicher Käfer und Larven,
- als Rettungshunde (in Trümmern, im Schnee, im Wasser, in den Bergen),
- als Begleithunde (für Menschen mit Handicap)
- als Warnhunde im medizinischen Bereich (Epilepsie, Diabetes, Krebs, bestimmte Viren),
- als Spürhunde zum Aufspüren von Schimmelpilzen,
- als Trüffelsuchhunde,
- als Jagdhunde.
Auch unser „Sozialpartner Hund“ im eigenen Haushalt weiß mehr über uns, als wir denken, und zwar mit Hilfe seines Riechsinns. Chemische Veränderungen unseres Körpergeruchs oder unseres Atems (z.B. durch Bildung des Stresshormons Cortisol) lassen ihn einiges über unsere momentane Verfassung herausfinden. Ein Forscherteam der Queen’s University Belfast belegte im Jahr 2022 in einer Versuchsreihe, dass Hunde allein über Atemproben und anhand von Schweißproben ihres Besitzers erschnüffeln können, ob ein Mensch gestresst ist oder nicht. Die Trefferquote der Hunde lag bei 94 Prozent.
Versuche in der schwedischen Universität Linköping haben zudem gezeigt, dass sich Hunde sogar von den Gemütszuständen ihres „Lieblingsmenschen“ anstecken lassen. Hunde bildeten z.B. zeitgleich mit ihrem Besitzer das Stresshormon Cortisol. Dieses Phänomen wurde damit erstmalig beim Kontakt zweier unterschiedlicher Spezies beobachtet. “Die Ergebnisse der Studie aus Schweden untermauern die These, dass Hunde die Gefühle von Menschen erkennen, darauf entsprechend reagieren und sogar mitfühlen können.“ (Zitat aus der Zeitschrift GEO, Link Stressübertragung, s. unten) Hunde benötigen für all diese Fähigkeiten weder sicht- noch hörbare Informationen. Es ist allein ihre Nase, die ihnen Auskunft gibt und die immer im Einsatz ist.
Wer seinen Hund artgerecht beschäftigen möchte, sollte daher auch „nasengesteuerte“ Aktivitäten nicht vergessen. Suchspiele, Spurensuche oder Mantrailing sind beispielsweise Angebote, die Hund und Mensch Spaß machen und die unsere „Supernasen“ bestens auslasten.
Benutzte Quellen und Links:
https://www.wissenschaft.de/erde-umwelt/was-hundenasen-spitze-macht/
https://www.pro-village.com/die-hundenaseein-wunder-der-natur/
https://www.iro-dogs.org/die-superkraft-hundenase
https://www.petfinder.ch/ratgeber/hund/entwicklung-verhalten/immer-der-nase-nach-das-riechorgan-der-hunde
https://de.wikipedia.org/wiki/Haushund#
https://www.ruv.de/tierversicherung/hundeversicherung/supernase-hund
https://www.geo.de/natur/tierwelt/weshalb-hunde-an-unserem-atem-riechen-34716744.html
https://www.geo.de/natur/tierwelt/hunde-koennen-stress-riechen-32774748.html
https://www.geo.de/natur/tierwelt/stress-kann-sich-von-mensch-auf-hund-uebertragen-33096438.html