Alte Hunde
Unsere Hunde begleiten uns nur über eine gewisse Zeitspanne unseres eigenen Lebens. Ihre Lebenserwartung beträgt im Durchschnitt je nach Größe 8 bis 15 Jahre. Irgendwann im Laufe der Jahre bemerken wir erste Alterserscheinungen bei unserem vierbeinigen Familienmitglied. Diesen Beitrag widmen wir den Hundesenioren und machen uns auch Gedanken über den endgültigen Abschied von unserem Lebensbegleiter auf vier Pfoten.
Es gibt kein bestimmtes Alter, an dem sich festmachen lässt, ob ein Hund jetzt zu den Senioren gehört. Bekannt ist allerdings, dass kleine Hunderassen langsamer altern als große Hunderassen. „Im Allgemeinen haben Riesenrassen wie Neufundländer oder der Irische Wolfshund eine kürzere Lebenserwartung als ihre kleineren Artgenossen. Doch wie kommt das?
Das Geheimnis liegt in den Chromosomen. Große Tiere haben eine häufigere Zellteilung während ihrer Wachstumsphase als kleine. Die sogenannten Telomere, Bestandteile der Zellen, die diese schützen, werden durch die häufige Zellteilung immer kürzer, bis die Zelle schließlich abstirbt. Bei größeren Tieren, die mehr wachsen, wird dieser Prozess schneller vollzogen und sie haben daher in der Regel auch eine kürzere Lebenserwartung.“ (Zitat: www.tractive.com)
Ob ein Hund alt wird, lässt sich an verschiedenen Alterserscheinungen und Änderungen im Verhalten erkennen. Vielleicht ist die Schnauze grau geworden oder die Reaktionen verlangsamen sich. Vielleicht benötigt der Hund längere Ruhephasen oder das Hör- oder Sehvermögen lässt nach. Vielleicht stellen sich Arthrose oder Herzprobleme ein oder die Blase wird schwächer. Grundsätzlich können alternde Hunde viele unterschiedliche Krankheiten bis hin zum Krebs bekommen, die uns Menschen im Alter ebenfalls verstärkt heimsuchen können. Symptome wie Desorientiertheit, Stubenunreinheit oder sinkendes Interesse an der Umgebung können z. B. auf Demenz hinweisen. Der Tierarzt kann viele altersbedingte Erkrankungen medikamentös behandeln und damit Leiden lindern. Regelmäßige Check-ups sollten gerade im Alter unbedingt eingeplant werden. An erster Stelle hat immer zu stehen, dass unser Hund ein möglichst hohes Maß an Lebensqualität beibehalten kann und keine Schmerzen erleiden muss.
Auch bei unseren Vierbeinern gilt der Spruch: „Wer rastet, der rostet“. Regelmäßige Bewegung in Form von Spaziergängen ist auch im Alter wichtig, jedoch sollten diese an den Allgemeinzustand des Hundeseniors angepasst werden und Pausen enthalten. Vor allem bei Hunden, die unter Arthrose leiden, sollte man auf ein gesundes Körpergewicht achten, denn jedes Kilo zu viel belastet die Gelenke.
Alte Hunde benötigen mehr Pflege und Hilfe. Zu mehr Sicherheit im Haus gehören z. B. rutschhemmende Auflagen auf Böden oder Treppen. Höhenverstellbare Wasser- und Futternäpfe erleichtern die Nahrungsaufnahme und eine Rampe unterstützt den Einstieg ins Auto. Bei Unsicherheiten im Gang kann auch im Haus ein Geschirr mit Griff zum Einsatz kommen, an dem der Hund gehalten oder etwas hochgezogen werden kann. Geschirre speziell für die Unterstützung der Hinterläufe sind ebenfalls im Handel erhältlich. Was das Futter angeht, sollte auf hochwertige und leichtverdauliche Nahrung und mehr Vitamine und Mineralstoffe geachtet werden. Neues können Hunde ihr Leben lang lernen. Daher ist es wichtig, einen Hundesenior durch angepasste kognitive Übungen auch geistig fit zu halten, z. B. über einfache Suchspiele. Ein alter Hund sollte zudem keinem zusätzlichen Stress ausgesetzt werden. Es gilt, an Routinen im Tagesverlauf festzuhalten, die Umgebung ruhig und entspannend zu gestalten und viel Zuwendung zu geben. All dieses vermittelt älteren Hunden die nötige Sicherheit und damit auch ein Gefühl von Geborgenheit. Ältere Hunde frieren oft auch leichter. Daher sollte für kühlere Temperaturen auch an die Anschaffung eines Hundemantels gedacht werden. Das Leben mit einem Senior beschreiben übrigens viele Hundebesitzer als besondere Erfahrung, weil die Beziehung inniger und intensiver wird.
Können wir von alten Hunden lernen? Die Naturforscherin und Wolfsexpertin Elli H. Radinger beantwortet diese Frage in ihrem lesenswerten Buch „Die Weisheit alter Hunde“ mit einem eindeutigen „Ja.“ Hunde leben im „Hier und Jetzt“ und gerade Hundesenioren können uns Vieles geben. Im Einband ihres Buches heißt es: „Alte Hunde können uns viel beibringen: Nimm jeden Tag als Geschenk; bereue nichts; kümmere dich um dein Rudel; erkenne, was wirklich zählt; nimm hin, was nicht zu ändern ist; vergib, solange du lebst; du bist nie zu alt für neue Tricks; das Alter ist eine Frage der Einstellung.“
In ihrem Buch geht es auch um Trauer und den endgültigen Abschied. Dieses Thema vertieft die Autorin einfühlsam und informativ in einem weiteren Buch mit dem Titel „Der Verlust eines Hundes – und wie wir ihn überwinden“. Viele vielleicht offene Fragen rund um das Abschiednehmen werden hier beantwortet. Ob wir es wollen oder nicht, irgendwann muss sich jeder Hundebesitzer diesem Thema stellen. Jeder erlebt diese Zeit jedoch individuell und immer ist sie traumatisch. Deshalb gibt es hier keine Ratschläge, sondern nur den Hinweis, dass die Verantwortung, die man seit der Aufnahme eines Hundes trägt, erst mit dessen letztem Atemzug endet. Kein Hund sollte in seiner letzten Lebensphase allein gelassen werden. Auch sollte er niemals qualvolle Schmerzen oder sonstiges Leid erfahren müssen, wenn Medikamente nicht mehr helfen, die körperliche Schwäche überhandnimmt und keine lebenswerte Existenz mehr möglich ist. Auch wenn es uns Hundehaltern das Herz bricht, bedeutet Einschläfern in den meisten Fällen für den Hund die Erlösung.
„Unsere vierbeinigen Gefährten in ihren letzten Wochen und Tagen begleiten zu können, ist eine besondere Gnade und ein großes Geschenk, das wir dankbar annehmen sollten. Es ist ein erfüllendes Erlebnis und eine tiefgreifende Erfahrung. Und so schmerzhaft dieser Prozess auch ist, wir wachsen daran.“ (Zitat aus „Die Weisheit alter Hunde“, Elli H. Radinger)
Vielen Menschen spendet die Regenbogenbrückengeschichte Trost, der wir auch auf unserer Homepage einen Platz eingeräumt haben. Oft schenken Menschen einem neuen Hund einen Platz in ihrem Herzen, vielleicht einer Fellnase, die vorher kein gutes Leben hatte.
Als Wolfsforscherin berichtet Elli H. Radinger über Verhaltensweisen im Wolfsrudel nach dem Tod von Rudelmitgliedern. Sie bestätigt: “Wölfe trauern“ und zeigen dies auf vielfältige Weise. Doch nach kurzer Zeit leben sie ihr Leben weiter, weil sie in der Natur überleben müssen. “Wenn wir Menschen doch im Heute leben könnten. Die Tiere lehren es uns. Treten wir zurück und beobachten wir sie. Lassen wir sie so sein, wie sie sind, lernen wir von ihnen und wachsen wir mit ihnen. Und seien wir uns bewusst, dass, wenn Zeit ist, weiterzugehen, sie diese Welt gesegnet verlassen und wir ein Stück reicher zurückbleiben. Leider leben wir in einer Welt, die uns beigebracht, an allem festzuhalten und zu klammern. Und so erfahren wir immer wieder eine Leere und einen Verlust. Ich habe viel gelernt von den Yellowstone Wölfen. Am meisten, die Dinge zu akzeptieren, die nicht zu ändern sind, sich anzupassen und das Leben aus dem Vollsten zu leben – jeden Tag aufs Neue.“ (Zitat aus „Der Verlust eines Hundes“, Elli H.Radinger)
Quellen, Links, Buchtipps:
https://tractive.com/blog/de/gesundheit/hundesenioren-gesundheitstipps-fuer-aeltere-hunde?srsltid=AfmBOorOtfMXiHsOgeVICHdSqMT5H48YjbKHm9yO46DigY6HJY_rJTES
https://www.zdf.de/nachrichten/ratgeber/hund-alt-senior-pflege-100.html
https://www.vetepedia.de/gesundheitsthemen/hund/hund-im-alter-hund/?gclid=EAIaIQobChMI-av49s2SiQMVvpSDBx1W1hioEAAYAiAAEgIys_D_BwE
Elli H. Radinger, „Die Weisheit alter Hunde“, Ludwig-Verlag, München
Elli H. Radinger, „Der Verlust eines Hundes“, Autorenhaus Verlag GmbH, Berlin
Foto: www.pfotenblitzer.de